ZEVENDAYZ - Erster Brief: Ausbruch


17. Oktober 2024,
Providence, Rhode Island, USA

Mein Gott. Es ist wirklich passiert. Die ganze Scheiße ging den Bach runter wie in all den Filmen, die Ich früher so gern geschaut habe. Blitzartiges Infektionsgeschehen, heftiger Krankheitsverlauf mit qualvollen Symptomen sowie anschließender Todesfolge und kein Medikament der Welt kam auch nur ansatzweise dagegen an. In den letzten 4 Wochen ging Alles blitzschnell vonstatten; vor Allem auch bei uns im Viertel. Die Straßen wurden zunehmend leerer und leider auch gefährlicher. Wo man die Toten zunächst auf nahegelegenen Friedhöfen verscharrte, musste man sie bereits am nächsten Tag wieder auf offener Straße antreffen; völlig enthemmt und in ihrem Verhalten überaus aggressiv, fast schon tollwütig. Wer nicht aufpasste, konnte sich schnell so mancherlei Verletzung durch diese...Auferstandenen zuziehen. Und spätestens dann war’s, im Prinzip, auch schon vorbei. Soweit Ich es beobachten konnte, bleiben nach Eintreten des Todes nicht mal mehr 6 Stunden bis zur vollständigen Wandlung. In dieser Zeit scheint der Körper in eine Art Energiesparmodus zu sein. Zumindest vermute Ich das; was durchaus Sinn machen würde. Alle Körperfunktionen laufen auf Sparflamme, aber immer noch schnell genug, um den Wandlungsprozess möglichst zügig voranzutreiben und zu vollenden. Nur 6 Stunden vermeintlichen Friedens, bevor das blutrünstige Monster in Einem buchstäblich entfesselt wird.
Da braucht es Einen nicht zu überraschen, dass die bestehende Infrastruktur mit dieser Entwicklung nicht klar kam. Polizei, Rettungskräfte, selbst das Militär...sie Alle waren völlig unvorbereitet getroffen worden von dieser ganzen Sache. Gerade mal 4 Wochen bis zum Ultimativen Weltuntergang; mehr hatte es nicht gebraucht. Und jetzt sitze Ich hier in meinem kleinen Appartement; die leere Kreuzung Dessen überblickend, was Ich mal als mein Zuhause betrachtete. Schon längst ist die Stadt größtenteils verlassen. Mag sein, dass hier und da noch ein paar Plünderer oder so durch die Gegend streifen. Wobei Ich für Diese nur hoffen kann, dass sie wachsam bleiben. Diese...Auferstandenen sind nach wie vor extrem tollwütig in ihrer Aggression und greifen Alles an, das sich bewegt. Selbst das kleinste Getier ist vor ihnen nicht sicher, wie Ich zuletzt feststellen musste, als Ich von meinem Fenster aus einige von Ihnen beobachten konnte, als sie sich wie ein Rudel hungriger Wölfe auf ein paar streunende Katzen stürzten, um Diese dann durch die Straßen zu jagen. Keine Ahnung, ob die kleinen Streuner entkommen konnten.
Was mich selbst betrifft, so bin Ich aufgrund meiner eigenen praktischen Vorsorge durch das Anlegen ausgefeilter Konservenvorräte für die nächsten 2 Monate noch sehr gut versorgt. Haus- und Appartement-Tür hab Ich seit gestern gründlich verrammelt und verstärkt, sodass Ich vor der räuberischen Blutrünstigkeit dieser Auferstandenen sicher sein sollte. Allerdings weis Ich auch, dass Ich hier auf Dauer nicht lange durchhalten werde, wenn Ich mir keine gründlich durchdachte Überlebensstrategie zulege. Ich werde mir dazu in den nächsten Tagen etwas Entsprechendes ausdenken. Bis dahin heißt es: Möglichst still und unauffällig bleiben. Denn mit Was auch immer diese Leute infiziert sind: Es scheint sie vor Allem für Licht und laute Geräusche empfindlicher zu machen. Ich darf also unter keinen Umständen gehört oder gesehen werden. Na, hoffentlich krieg’ Ich Das auch hin, mit meinen halben Elefantenfüßen und dieser bunten Klamotte am Leib.