ZEVENDAYZ - Zweiter Brief: Überleben


11. Februar 2025
Providence, Rhode Island, USA


Ich habe beschlossen, meine Bleibe hier in Providence aufzugeben und mich bis nach NYC durchzuschlagen. Ohne sicheren Zugang zu frischen Trinkwasser sowie genießbaren Nahrungsmitteln lohnt es sich schlichtweg nicht länger, hier noch weiter auszuharren. Zumal Ich den Verdacht habe, dass die Auferstandenen offenbar bemerkt haben, wo sich mein Versteck befindet. Wenn Die mich mal nicht auch noch wittern können wie ein Raubtier seine Beute. Das wäre im Bezug auf meinen geplanten Aufbruch alles Andere als vorteilhaft für mich. 

Ohnehin scheint sich in den letzten Monaten so Einiges bei Denen verändert zu haben. Waren die Meisten von ihnen anfänglich noch äußerst agil unterwegs, scheint sich dieser Umstand nun nach und nach zu wandeln. Immer mehr von ihnen beginnen, sich zunehmend träger und unkontrollierter zu bewegen. Vor Allem Arme und Beine erscheinen von Tag zu Tag deutlich schwerfälliger. Einen von ihnen konnte Ich kürzlich sogar dabei beobachten, wie er sich mit seinen Armen scheinbar verzweifelt über den Boden zog; vermutlich, weil seine Beine ihm schon länger den Dienst versagt haben. Warum all Das passiert, kann Ich nur mutmaßen. Mein Verdacht tendiert allerdings zur Möglichkeit, dass dieses Phänomen mit einer Art voranschreitender Leichenstarre zu tun haben könnte. Es könnte sich vielleicht lohnen, diese Veränderungen weiter im Auge zu behalten. Wer weis, ob sie noch nützlich für mich werden könnten.

Insgesamt ändert diese Sache jedoch vorerst Nichts an der Gefahr, die nach wie vor von diesen Auferstandenen ausgeht. Noch immer ist die überwiegende Mehrheit von ihnen extrem aggressiv und blutrünstig unterwegs, sodass auch weiterhin gilt: Kopf runter und schön unauffällig bleiben. Vor Allem: Keine unnötigen Geräusche. Darauf reagieren sie ganz und gar empfindlich. 

Der Karte nach wird mich meine Route entlang der Küste durch die Ortschaften North sowie South Kingstown über Charlestown bis nach Westerly und von dort aus durch einige weitere kleine Ortschaften bis runter zum Stadtgebiet von NYC führen. Nicht grade eine kurze Reise und gemessen an der relativen Freiläufigkeit des Geländes auch durchaus mit so mancherlei Risiko verbunden. Wie Ich kurz vor dem großen Zusammenbruch hörte, soll es in Westerly besonders schlimm gewesen sein. Die letzte Meldung kam damals über einen Lokalsender, wonach das ortsansässige Hospital wohl von Auferstandenen überrannt worden sei und der Bürgermeister die Evakuierung angeordnet habe. Wenn Dem wirklich so ist, sollte Ich umso mehr darauf achten, diesen Ort zu meiden; es sei denn, eine absolute Notfallsituation macht eine Umgehung unmöglich. Was wiederum für mich bedeutet, besser sehr gut vorbereitet zu sein und jeden einzelnen Schritt genau zu durchdenken.

Der Plan ist daher, nur tagsüber zu reisen und des Nachts in meinem kleinen Ein-Personen-Zelt, das sich in wenigen Handgriffen schnell auf- und wieder abbauen lässt, zu ruhen. Ich werde mich dabei zwar in der Nähe der Straßen halten, Diese allerdings trotzdem meiden, da Ich nicht sagen kann, Was mich erwarten wird, wenn Ich, für Alle frei ersichtlich, einfach am Straßenrand vor mich hin wandere. Schenkt man diversen popkulturellen Endzeitfilmen Glauben, dann dürfte mich da draußen noch viel Gefährlicheres erwarten, als bloße Horden von Auferstandenen. Ich bete zu Was auch immer, dass diese Filme sich geirrt haben mögen, wenn Ich morgen aufbreche. 

Nur noch mal eben schnell die Ausrüstung checken. Sicher ist sicher.