ZEVENDAYZ - Dritter Brief: Überleben
14. Februar 2025
Westerly, Rhode Island (Grenzgebiet zu Connecticut), USA
Ich habe es tatsächlich bis nach Westerly geschafft. Und Das ohne größere Zwischenfälle. Ich kann es selbst kaum fassen, aber hier bin Ich. Unauffällig verschanzt in einem durchaus schön anzusehenden kleinen Wohnanwesen, mit direkten Ausblick auf das verlassene Westerly Hospital, dessen Anblick an ein wüstes Schlachtfeld erinnert. Was immer sich hier abgespielt hat, es muss heftiger gewesen sein, als Ich bislang angenommen habe. Fast alle der auf dem Parkplatz befindlichen Autos sind entweder ausgebrannt oder liegen völlig demoliert, teils auch auf der Seite, in der Gegend herum.
Auch das Hospital selbst hat Einiges abbekommen. Den Schmauchspuren nach zu urteilen muss sein Eingangsbereich bis vor einigen Tagen noch in Flammen gestanden haben. Des Weiteren scheinen zahlreiche Fenster des Erdgeschosses völlig zerstört zu sein.
Welchen Zustand das Interieur des Komplexes aufweist, kann Ich von hier aus jedoch nicht feststellen; bis Ich selbst einen Blick darauf geworfen habe. Aber...sollte Ich es überhaupt in Erwägung ziehen, das Hospital wirklich zu erkunden? Derzeit besteht dafür eigentlich keinerlei Anlass. Andererseits ist es wiederum auch nicht verkehrt, sich zumindest einen kleinen Vorrat an Essenziellen Medikamenten für alle Fälle zuzulegen. Und da Ich bei meinem gestrigen Eintreffen feststellen musste, dass sämtliche Geschäfte & Apotheken nahezu vollständig geplündert wurden, bliebe mir wohl so oder so nur noch das Hospital als einzige vielversprechende Quelle in Sachen Notfall-Medizin.
Doch ohne Waffen wage Ich es einfach nicht, auch nur einen einzigen Schritt auf den Parkplatz des gegenüber liegenden Komplexes zu tun. Ob Ich in diesem Nest unter Umständen noch besseres Equipment finden könnte?
Später – Tatsächlich bin ich beim Erkunden meiner unmittelbaren Umgebung auf etwas sehr Interessantes gestoßen. Weshalb Ich an dieser Stelle kurz den Moment nutzen und meinen aufrichtigen Dank an Dr. Burchenal richten möchte. Gott segne Sie und Ihre Leidenschaft für das Unterstützen der US-Army.
Denn wie Ich dem handschriftlichen Telefonbuch des Doktors entnehmen konnte, scheint es wohl an der Beach Street Richtung Stadtzentrum ein Vereinshaus des Veteranenverbandes der US-Streitkräfte zu geben. Inklusive einem ausführlichen Arsenal an funktionierender Zeremonien- und Kriegsbewaffnung; von der Handpistole und dem obligatorischen Säbel über das Feldgewehr bis hin zur MP sei nahezu Alles dabei.
Ein kurzer Blick auf den Stadtplan, der mir am Tag zuvor bei meiner Ankunft eher zufällig in die Hände gefallen war, genügte mir, um den Weg dorthin in Erfahrung zu bringen. Und so treffe Ich nun alle nötigen Vorbereitungen, um mich anschließend auf dem Weg zum besagten Veteranenvereinshaus zu machen. Hoffentlich werde Ich dort nicht auch noch mit gähnend leeren Waffenschränken und Vorratskammern beglückt.
Mitternacht – Ich hab’s verkackt. Scheiße, das ganze Veteranenzentrum war ein einziges Nest. Allein im Keller, wo Ich die Waffen der Veteranen vermutete, wimmelte es nur so von Auferstandenen; und in anderen Vereinsräumlichkeiten sah es auch nicht viel besser aus. Natürlich wurde Ich sofort von Denen bemerkt und musste das Weite suchen.
Viel hat es allerdings nicht gebracht. Diese Bastarde sind verdammt hartnäckig, wenn sie einmal ihre Beute ausfindig gemacht haben. Sie jagen dich solange, bis du entweder vor Erschöpfung zusammenbrichst oder dich in eine Sackgasse flüchtest. Spätestens dann haben sie dich an der kurzen Leine.
Du kannst dann zwar versuchen, Dir den Weg freizukämpfen, wenn Du den Mumm dazu hast. Doch mit bloßen Fäusten wirst Du hier kaum Etwas ausrichten können und selbst mit Pistolen, Gewehren und Machete bewaffnet dürfte die Lage auch nicht unbedingt einfacher werden. Jeder einzelne Schuss ist für Die wie ein Lockruf und mit einer Machete kann man auch immer nur Einen nach dem Anderen über den Jordan schicken. Und wenn Dir dann auch noch ‘ne verdammte Horde von Denen am Arsch klebt...tja…
Ich habe mich vom Veteranenzentrum zurück zum Hospital geflüchtet und dort auf dem Dach provisorisch verschanzt. Lange dürfte mir diese Zuflucht aber keinen zuverlässigen Schutz bieten. Wenn mich mein Wissen nicht trügt, dann sollte dieses Hospital doch irgendwo Sowas wie Feuerleitern oder Evakuierungstreppen haben.
Wenn Ich Eine davon finden und sie für mich zur Flucht nutzen kann, ohne von den Auferstandenen bemerkt zu werden, sollte es mir möglich sein, die Horde hinter mir zu lassen und einen anderen Unterschlupf aufzusuchen, um mich zumindest über Nacht etwas auszuruhen und am nächsten Tag unverzüglich weiterziehen zu können.
Um die im Hospital vermuteten Medikamente schere Ich mich nicht länger. Warum für ein paar Pillen & Tropfen unnötig sein Leben riskieren? Ohne mich. Zumal sich bestimmt noch andere Gelegenheiten ergeben dürften, in Denen Ich die Chance bekomme, zur Rechten Zeit am richtigen Ort zugreifen zu können.
Später – Ich hab’s grade so noch geschafft und bin nun durch die Champion Street, vorbei an der nahegelegenen Schule weiter nach Norden geflohen, um dort in einem der verlassenen Wohnhäuser am Stadtrand für die Nacht Unterschlupf zu suchen. Zwar blieb Ich unverletzt, aber der Schock sitzt mir in den Knochen und Ich fühle mich, als hätte mich ein Truck überrollt.
Ich habe sämtliche Fenster und Türen des Hauses so gut verbarrikadiert, wie es nur ging und mich ins Obergeschoss zurückgezogen. Ein paar Kerzen werden mir etwas Licht spenden, bis Ich eingeschlafen bin. Morgen dann geht es direkt weiter in Richtung Stonington und von dort aus dann weiter nach New London.
Diesmal jedoch immerhin nicht mehr zu Fuß, da Ich in der hauseigenen Garage einen Pickup gefunden habe, der sogar noch einen vollen Tank zu haben scheint. Einmal kurzschließen und Das Ding dürfte mich recht schnell hier aus diesem Molloch rausbringen können, sofern mir das Schicksal hierbei nicht auch einen Strich durch die Rechnung machen sollte. Let’s hope for the best.
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