ZEVENDAYZ - Vierter Brief: Verirrt
15. Februar 2025
North Stonington, Connecticut, USA
Dass die Nacht recht kurz für mich war, dürfte wohl bestens erklären, warum Ich mich bei der Weiterfahrt wie ein Stümper angestellt haben muss, dass Ich jetzt in North Stonington gelandet bin. Dabei hatte Ich mir gestern noch eine klare Route vorab festgelegt. Raus aus den Wohnvierteln, irgendwie runter zur Broad Street und anschließend den Peacock Trail entlang, direkt aus der Stadt und weiter Richtung NYC. ICH HATTE ES VORBEREITET, VERDAMMT! Schätze Ich brauche wohl doch erstmal ‘n Kaffee. Ach halt, da war ja Was…
Später – Habe mich mal ein bisschen zu Fuß in der Main Street umgesehen. Gott, hier muss die Hölle los gewesen sein. Mindestens die Hälfte der Häuser ist entweder gestürmt oder runtergebrannt worden und die Straße selbst ist regelrecht gepflastert mit Leichen. Wobei es nicht sonderlich schwer ist, herauszufinden, Welche davon wohl infiziert waren. Ich habe in einem der Häuser etwas Kaffee und sogar noch eine funktionierende Camping-Kaffeekanne sichergestellt. Zudem fand’ Ich einen dieser ganz kleinen Camping-Kocher auf Gas-Basis samt einiger Katuschen vorrätig und auch ein paar Konserven voller Dosensuppe, Spam und anderen langanhaltenden Lebensmitteln. Hab so viel mitgenommen, wie nur möglich und verstecke mich jetzt im ortsansässigen Highway Department. Kein besonders gutes Versteck, wie Ich feststellen musste. Es fehlt ein Rundumblick über die gesamte Gegend. Und während meines Streifzugs konnte Ich ganz deutlich einige entfernte Geräusche wahrnehmen, die stark nach Infizierten klangen.
Nachmittag – Habe in der Garage des Departments zwei bis zum Rand gefüllte Treibstoffkanister entdeckt. Die werden mir noch sehr nützlich sein.
Später – Ich hätte schwören können, dass da draußen Jemand umher schleicht. Vielleicht ein Infizierter? Oder Mehrere davon? Habe mich im Obergeschoss verschanzt und gebe keinen Mucks von mir. Im Haus ist Alles still.
Noch später – Da ist definitiv Jemand draußen. Ich sah ihn. Oder sie. Oder es. Keine Ahnung, aber Wer auch immer da draußen rumschleicht, sollte mir besser fern bleiben. Ich hab’ kein Problem damit, mich im schlimmsten Fall zur lebenden Fackel zu machen und meine potenziellen Widersacher mit in den Tod zu reißen. Wenn schon sterben müssen, dann aber auch richtig!
Abends – Ich habe ein riskantes Spiel gespielt und mich entgegen allen gesunden Menschenverstandes zum Pickup gewagt; mitsamt Allem, was Ich eingesammelt hatte. Zeug auf die Ladefläche geworfen, dann ab ans Steuer und go for it! Keine Sekunde zu früh, wie Ich feststellen musste, als sich mir im Rückspiegel diese seltsame Gestalt offenbarte. Den Anblick werde Ich nicht vergessen, auch wenn er recht flüchtig war. Es war definitiv kein Mensch, auch wenn es etwas Menschenähnliches hatte. Ich konnte eindeutig einen Pels am Körper erkennen. Aber nicht so einen Mantel, sondern einen richtigen Pels. Fell. Am Körper fest verwachsen. Ganz eindeutig dichtes, dunkles Fell. Und dieses Gesicht. Diese verdammten Augen. Was zur Hölle war Das nur für ein Ding? Bin den ganzen Weg über die Main Street bis zur Kreuzung Mystic Road und von dort aus weiter bis zur St. Thomas More Church abgefahren, wo Ich erstmal Halt gemacht habe. Die Sonne neigt sich dem Horizont zu. Ich überlege, mir ein Nachtlager zurechtzumachen.
Später Abend – Hab den Weg weiter nach Norden über die Wintechog Hill Road eingeschlagen und niste mich in einer verlassenen Transferstation mitten im Nirgendwo ein. Die Sonne ist bereits hinter den Bäumen verschwunden. Die Station liegt mitten in einem Waldgebiet, das auf der Karte als Teil eines ausgewiesenen Reservats eingegliedert wird. Hab ständig das Gefühl, beobachtet zu werden. Doch zwischen den Bäumen ist im Moment Nichts weiter zu erkennen. Leider besteht die Transferstation nur aus einer Art Vorplatz und einer riesigen Lagerhalle. In oberen Geschossen verschanzen wird also schwierig. Es gibt zwar eine Tür, aber Die ist leider verschlossen. Bleibt mir also nur die Übernachtung im Auto. Und Das bei der Kälte.
Nachts – Keine Ahnung, wie spät es jetzt ist. Meine beschissene Uhr ist stehengeblieben. Aber Irgendwas schleicht hier auf dem Platz umher. Ich hörte es gegen die Wände der Lagerhalle schlagen und irgendwo schien auch etwas umgestürzt zu sein. Ich liege wie erstarrt über Fahrer- und Beifahrersitz ausgestreckt und Schreiben kann Ich auch nur dank des Mondes, dessen Licht durch die Fenster herein scheint. Verdammt noch mal, Was zur Hölle ist da draußen nur? Und warum kommt mir dieses...Ding von heute Nachmittag wieder in den Kopf? Ich bin mehrere Meilen gefahren! Es kann mir gar nicht gefolgt sein! Unmöglich! Reiss’ Dich zusammen und warte ab, Was passiert. Wenn Du ruhig bleibst, dürfte Was auch immer da draußen ist, kaum auf Dich aufmerksam werden. Hoffentlich…
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