LINKIN PARK's "One More Light": War es WIRKLICH SO SCHEISSE? | Bissfest Blog 002
Seit seinem Release im Mai 2017 hat die jüngste Album-Auskopplung der Band "Linkin Park" keine besonders gute Zeit gehabt. Bis zum heutigen Tag halten Viele nicht besonders viel von "One more Light" und bezeichnen es oftmals sogar als "das mit Abstand Schlechteste aller Linkin-Park-Alben überhaupt." Doch...ist Dem wirklich so? Oder könnte es sein, dass diese Ablehnung einfach nur das Ergebnis von Fehlinformation sowie einem sehr selektiven Confirmation Bias ist? Und was sage Ich eigentlich zu "One more Light" und dessen musikalisch krassen Kontrast zum Vorgängerwerk "The Hunting Party" (2014)?
Altbackene Sellout-Vorwürfe und toxische Millenials
Wer die Kontroversen rund um "One more Light" aktiv verfolgt hat, Dem dürfte recht schnell aufgefallen sein, dass der überwiegende Anteil der Kritik am jüngsten "Linkin Park"-Album hauptsächlich auch aus einem sehr eingeschworenen Kreis alteingesessener wie eher toxisch tendierender Millenials kommt, deren Jugend musikalisch stark von der Band und ähnlichen Vertretern des damals hochpopulären "Nu Metal"-Genres (wie z.B. KoRn, Slipknot, Rage against the Machine, limpbizkit, Deftones oder auch Mudvayne) geprägt worden ist. Die Kritik setzt sich dabei vor Allem aus folgenden Schwerpunkten zusammen:
- "One more Light" treibe den omnipräsenten Sellout der Band endgültig auf die Spitze und zerstöre dadurch deren kreative Schaffenskraft endgültig
- "One more Light" bediene ein Genre, das die Community entschieden als 'kommerzielle Mainstream-Scheisse' ablehne
- Die Band habe durch dieses Album letztlich zugegeben, dass sie sich nicht um ihre Community kümmern und nur auf das schnelle Geld aus sein würden
Wer "Linkin Park" über die letzten 23 Jahre verfolgt hat, Dem ist klar: Die Jungs haben NIE ein großes Geheimnis daraus gemacht, ihre Musik ganz nach vorne zu bringen. SIE WOLLTEN VON ANFANG AN GANZ NACH OBEN und machten Dies seit Jeher auch immer wieder entsprechend deutlich. LINKIN PARK WAR, IST UND WIRD IMMER zu einem gewissen Grad KOMMERZ-GETRIEBEN sein. Eine vollendete Tatsache, die - entgegen der Behauptungen der zuvor referenzierten Millenials - auch tatsächlich hinreichend bekannt ist unter den Fans der Band. "Linkin Park" altbackene Sellout- und Kommerz-Vorwürfe an den Kopf zu werfen, ist demnach argumentationstechnisch also mindestens genauso lächerlich, wie einem Apfel vorzuwerfen, dass er halt nun mal ein Apfel ist & auch dementsprechend schmeckt und verdeutlicht dem gescheiten Außenstehenden nur, dass Jene, die diese Vorwürfe entgegen jeglicher Vernunft immer noch anzubringen versuchen, die Band schlichtweg NIE richtig verstanden haben, geschweige denn je richtig verstehen werden.
Ähnlich sieht es da beim nächsten Vorwurf aus, wonach die Band mit "One more Light" ein Genre bedient habe, das in der Community aus ähnlichen Gründen heraus nicht wirklich anerkannt wäre. Fairerweise muss Ich hier einräumen, dass diese Behauptung nicht ganz aus der Luft gegriffen sein könnte, wenn man bedenkt, wie groß die zuvor angesprochenen Sellout- und Kommerz-Vorwürfe gegen die Band nach wie vor sind und wie deutlich das Album auf inhaltlicher Ebene von vielen Seiten kritisiert wurde bzw. bis heute noch kritisiert wird. Doch selbst, wenn dieser Vorwurf zuträfe: Was wäre denn so falsch daran, ein Genre zu bedienen, dass jetzt nicht unbedingt ganz oben auf der Liste der von Fans primär bevorzugten Genres verzeichnet ist? Zumal ein etwas genauerer Blick auf die Klickzahlen der Tracks von "One more Light" bereits genügt, um festzustellen, dass dieses Album ja TROTZ dieser vermeintlichen Genre-Ablehnung beim Publikum durchaus positiv ankam. Auch heute noch gibt es täglich Hunderttausende, die die Songs des Albums REGELMÄSSIG via Spotify streamen und damit maßgeblich zum langfristigen Erfolg des Albums beitragen. Weshalb Ich diesen Vorwurf dann doch wiederum für sehr weit hergeholt halte.
Überhaupt zeigt sich hier nur, dass vor Allem die potenziellen "Linkin Park"-Veteranen der frühen 2000er anscheinend massiven Nachholbedarf aufweisen, was das grundlegende Verständnis über das MUSIKPROJEKT "LINKIN PARK" - ja, "Linkin Park" war & ist eher ein Projekt, als eine klassische Band - angeht. Die Jungs waren seit Jeher sehr experimentell aufgestellt und arbeiteten immer mit den verschiedensten Genres in ihrer Musik. Auch sagten sie 2007 in einem MTV-Interview zu ihrem damaligen dritten Studioalbum "Minutes to Midnight" sinngemäß bereits, dass es für sie mittlerweile völlig egal wäre, welches Genre sie mit ihrer Musik bedienen würden, solange sie ihre Musik von Herzen produzieren und die Menschen damit auch im Herzen erreichen können. "[Dafür] werden Leute kommen.", merkte Chester Bennington damals noch an. Und rein retrospektiv betrachtet lässt es sich tatsächlich nicht leugnen, dass er damit Recht behalten sollte.
"aBeR cHrIsTiAn, dIe aLbUmVeRkÄuFe sInD dOcH eIn sChLeChTeR wItZ gEwEsEN!!! sO mIeS hAt dIe bAnD nOcH nIe bEi dEn vErKäUfEn aBgEsChNiTtEn!!!" - Wirklich? Nun, wenn es nach Wikipedia geht, dann würde diese Behauptung wohl der Wahrheit entsprechen. Doch Wikipedia ist bei Weitem keine wirklich seriöse, geschweige denn zuverlässige Informationsquelle, wenn es um die aktuellen oder rückwirkenden Profite großer Künstler geht (Gründe dafür sind unter Anderem oft veraltete Informationen, die Existenz von Troll-Artikeln sowie der Community-basierte Ansatz der Plattform an sich, der faktisch keine Informationssicherheit garantieren kann).
Zudem ignorieren die Angaben bei Wikipedia sträflichst, dass immer mehr der Kommerziellen Profite digital (also via Online-Verkauf & Streaming) generiert werden und dass gerade "Linkin Park" als Eines der Co-Gründungsmitglieder der Musik-Streaming-Plattform Spotify schon immer auch vermehrt auf die Profitabilität digitaler Infrastrukturen setzten und sich darüber hinaus für die "Digitale Demokratisierung der Musikkultur" stark machten (wie so Manche ihrer Charity-Aktionen und anderweitigen Engagements belegen). Weshalb die blanken Verkaufszahlen physischer Tonträger zunehmend weniger relevant werden; auch und vor Allem für "Linkin Park". Klicks und allgemeine Reichweite sind das neue Gold der Musikindustrie im 21. Jahrhundert. Und was Das angeht, sind "Linkin Park" bis heute extrem stark aufgestellt. Über 34 Millionen monatliche Hörer auf Spotify und hunderte Millionen Klicks auf YouTube bestätigen diesen Umstand bereits mehr als deutlich.
Was mich schlussendlich zum letzten Vorwurf bringt, wonach die Band zugegeben hätte, dass man ja nur noch auf das schnelle Geld aus sei und sich einen Scheiß um die Fans scheren würde. Eine Behauptung, so inhaltlich hohl und auf allen nur erdenklichen Ebenen derart postfaktisch entartet, dass Ich als BEKENNENDER LINKIN-PARK-FAN im Strahl kotzen könnte.
FAKT IST: "One more Light" hat deutlich bewiesen, dass die Band eben DURCHAUS EIN OFFENES OHR FÜR DIE WÜNSCHE DER FANS und/oder auch den aktuellen Zeitgeist der Musikwelt hat. Nicht umsonst haben die Tracks international so krass eingeschlagen, liefen die Konzerte der Band so verdammt super, hatten Alle - Fans und Bandmitglieder gleichermaßen - dabei eine so wundervolle Zeit miteinander. Zumindest bis zum...naja...ihr wisst schon, was Ich meine... 😔
Zusammengefasst lässt sich hier also Fogendes sagen: Aufgrund der verallgemeinernden Oberflächlichkeit sowie der anmaßenden Kulturelitaristischen Kurzsichtigkeit einer lautstarken Minderheit in den Internet- und Social-Media-Kosmen des 21. Jahrhunderts erhielten sowohl das Album "One more Light", als auch dessen Band "Linkin Park" einen eher ungerechtfertigten Imageschaden, der Beiden bis heute anhaftet wie eine widerspenstige Klette an einer Polyester-Bluse.
Aber wie ist denn "One more Light" nun wirklich?
Doch wie ist denn "One more Light" nun wirklich? Also, rein vom Musikalischen her? Nun, eigentlich ziemlich klasse! Klar, es ist recht generisch produzierte Radio-Popmusik der späten 2010er Jahre, die von der Zielgruppe her ganz eindeutig auf die jüngeren Zoomer- & Alpha-Generationen des 21. Jahrhunderts fokussiert ist und ja, Das kann man auch durchaus raushören.
ABER: Dafür ist das Album ehrlicherweise verdammt gut gelungen. Thematisch werden Dinge wie Depression, Anxiety, Suizid, Minderwertigkeitskomplexe, Imposter-Syndrom, Missbrauch, Mobbing, Beziehungsprobleme sowie der tägliche Kampf mit all Dem aufgegriffen und von der Musik in tatsächlich außergewöhnlich respektvoller Art & Weise untermalt & begleitet. Die Songs klingen dabei sehr voluminös, gehen ins Ohr und haken sich noch über Wochen, Monate und Jahre hinweg im Hinterkopf fest.
Auch die optische Gestaltung des Album-Covers spiegelt die technisch simple wie vorhersehbare, inhaltlich jedoch tiefergehende Natur der Tracks adäquat wieder und auch allgemein muss man dem Album zugestehen, dass es definitiv seinen ganz eigenen Reiz mit sich bringt, der vor Allem in der einzigartigen Vermittlung von Hoffnung & Durchhaltevermögen im Angesicht schwieriger Zeiten zu finden ist. Was nicht zuletzt auch daran liegen mag, dass diesem Album vielerlei Hilferufe von Chester Bennington inne wohnen, auf Welche wohl die Meisten da draußen nur allzu gut relaten konnten bzw. können. Kurz: "Linkin Park" haben mit "One more Light" definitiv Alles geschaffen, aber keinen inhaltlichen oder gar kommerziellen Flop. Egal, was so mancher postfaktisch entartete Besserwisser da draußen behauptet.
Noch ein Wort...
Mir ist natürlich bewusst, dass dieser Beitrag nun einige aus den Kritikerreihen, die ja quasi regelmäßig gegen das Album zu Felde ziehen, auf die Barrikaden gehen lassen dürfte. An diese Leute sei jedoch deutlich gerichtet, dass es mir fern liegt, jegliche Kritik an "One more Light" aus Persönlichen Sympathien und/oder Prinzipien heraus einfach abzuschmettern. NATÜRLICH ist "One more Light" ein ungewöhnlicher Release. NATÜRLICH bricht dieses Album mit vielen für die Band bis dato typischen Musikalischen Traditionen UND NATÜRLICH kann und DARF man Das auch scheiße finden. Es gibt kein Gesetz der Welt, das Einem vorschreibt, Alles und Jeden gut zu finden und Das ist auch mehr als legitim. Man stelle sich nur mal eine Welt vor, in Der ein Jeder immerzu Alles gut findet. Ugh!
Alles, was Ich hiermit erreichen will, besteht darin, mit der selektiven wie vorurteilsbehafteten Wahrnehmung bezüglich "Linkin Park" und deren Album "One more Light" gründlich aufzuräumen und eine wesentlich differenziertere Betrachtung der Sachlage auf den Tisch zu bringen. Ob mir Das allerdings auch gelingt bzw. gelungen ist, muss Jeder von Euch für sich selbst entscheiden.
In diesem Sinne danke Ich an dieser Stelle für die Aufmerksamkeit und bin schon gespannt darauf, wie Ihr zu "One more Light" von "Linkin Park" steht.
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