ZEVENDAYZ - Fünfter Brief: Gefangen


Schriftsatz einer Tonaufzeichnung vom 16. Februar 2025
Außenposten der US-Army, irgendwo an der US-Ostküste


Ich habe nicht viel Zeit, um Das hier festzuhalten. Mein Name ist Robert. Zum Zeitpunkt dieser Aufnahme bin Ich genau 37 Jahre alt und einer der letzten Überlebenden der großen Pandemie.
Vor einigen Tagen habe Ich mich aus meiner ursprünglichen Heimstadt Providence aufgemacht, um das Stadtgebiet von New York City zu erreichen; in der Hoffnung, dort eine vorläufige oder sogar dauerhafte Bleibe mit genügend Vorräten aufbauen zu können, da sich die Situation in Providence seit Ausbruch der Krankheit um ein Vielfaches verschlimmert hatte und mein Überleben dort schlichtweg nicht länger sicherzustellen war. Mein Weg sollte mich ursprünglich nahe der Ostküste entlang führen, durch verschiedene kleinere Ortschaften wie etwa Charlestown, Kingstown und noch einige weitere ehemals bewohnte Gemeinden. Allerdings geriet Ich auf dem Weg dorthin recht schnell in Schwierigkeiten und war gezwungen, einen Umweg einzuschlagen, der mich schlussendlich in die Arme einer paramilitärischen Einheit trieb, Welche mich umgehend gefangen nahm und bei sich in einer Speziellen Sicherheitszelle unterbrachte, die ursprünglich wohl mal ein Tierkäfig gewesen sein muss, anscheinend aber irgendwann mal dann eine Umgestaltung erfuhr. An und für sich bin Ich wohlauf...zumindest momentan noch. Ich habe zwei Wachen, die den Gefangenentrakt des Lagers schützen, in Dem Ich derzeit untergebracht bin, belauscht und mitbekommen, dass man wegen mir wohl berät, Was nun passieren soll. Angeblich wurde eine umgehende Exekution vorgeschlagen, wobei Dies anscheinend aber nur geringe Zustimmung fand. Weshalb sich die finale Entscheidung wohl noch etwas länger hinziehen wird. Doch Was würde Das jetzt noch ändern? Letztlich warte Ich hier doch auch nur auf den Ausgang einer Wahl zwischen Regen und Traufe und wenn man bedenkt, dass Die über meinen Verbleib überhaupt erst beraten müssen, anstatt mich einfach in deren eigene Reihen zu integrieren, nachdem man mich ja auch recht gründlich auf Infektionen & Viren geprüft hat, dann dürfte wohl so oder so klar sein, dass diese Leute keinen besonderen Wert auf das Knüpfen neuer Freundschaften legen. Wenn Du Das hier hörst, sind seit meiner Gefangennahme bereits 2 weitere Tage vergangen. Ich weis nicht, wie es weitergehen wird und fühle mich fast wie betäubt. Und Nichts erscheint mir in diesem Moment noch derart gefährlich, dass es mich in den Wahnsinn treiben könnte. Beinahe könnte Ich meinen, dass zumindest ein gewisser Teil von mir bereist mit der ganzen Sache abgeschlossen und sein Schicksal akzeptiert hat. Weis Gott, ob Das gut oder schlecht ist...
Wer immer Du bist, wenn Du Das hier hören solltest, wisse Folgendes: Ich war hier. Und Ich habe bis zum bitteren Ende durchgehalten. Für mich und für das letzte Fünkchen Hoffnung auf bessere Zeiten in einer Welt, deren Zustand einst dem Tag des Jüngsten Gerichts entsprang. Ich wünsche Dir und Deinen Liebsten daher nur das Allerbeste für Eure Zukunft. Denn glaube mir, grade in diesen düsteren Zeiten ist Nichts wertvoller, als die Chance auf eine gemeinsame Zukunft. Und selbst, wenn Du alleine unterwegs und nur durch Zufall auf dieses Band gestoßen bist, lass Dir gesagt sein, nicht aufzugeben. Auch die Einsamkeit deines tristen Daseins birgt stets etwas Wunderbares für Dich, das es zu verstehen und zu schützen gilt. So lange und so weit Dich Deine Füße tragen. Ich werde dieses Band für die Nachwelt hier verstecken. Als Andenken an Das, was war. Und als Mahnung für Alle, die da noch nach mir kommen könnten. Danke. Für's Zuhören, meine Ich; und so.